Interview mit Malou Cecille van Draanen Glisman

Ausstellungen, en detail

Malou Cecille van Draanen Glismann erhielt in Heidelberg den Preis für Nachwuchsquilterinnen unter 40 Jahre.


Die Künstlerin bei der Preisverleihung:

Die Jury war beeindruckt vom Umweltbewusstsein der jungen Künstlerin, die mit ihrer Arbeit ein überzeugendes Statement zur Zukunft vorgelegt hat. Die künstlerische Intention wird unterstützt durch excellent selbstgefärbte Stoffe sowie durch Design und Ausführung. (Katalog, S.17)

Ich war beeindruckt aber auch neugierig wie eine fast 18-jährige junge Frau nicht nur zu diesem Thema gefunden hat, sondern auch wie sie zu dieser Ausdrucksform gekommen ist.

Aber lesen Sie selbst:

Werdegang:

Ich wurde von meiner Mentorin Maria Drachsel (LIMERIA Hamburg) im Nähen speziell aufs Quilten hin unterrichtet. Dabei habe ich von Anfang an Artquilts für mich entdeckt und meinen ersten großen Quilt 2014 auch so gestaltet.

Zum Quilten bin ich durch Zufall gekommen: In der achten Klasse sollte ich mich ein Jahr lang mit einem freien Thema beschäftigen. Zuerst dachte ich, wie vermutlich ein Großteil der Mädchen mit 14 daran, ein Kleid zu nähen. Maria, die ich dafür als Mentorin gewinnen konnte, überzeugte mich schließlich, dass ein Quilt der Mühe mehr wert sei und außerdem an die 30 Jahre „tragbar“ bliebe.

Ich selbst gehe noch bis zu meinem Abitur 2020 auf die Waldorfschule Hamburg Bergstedt. Dort wurden seit jeher Handarbeitsfächer unterrichtet, auch wenn das triste Patchwork, was uns dort noch per Handnähen aus alten Kleidern vermittelt wurde, mich erst einmal gründlich davon abschreckte, es damit je wieder zu versuchen.
Meine Schule hat jedoch meine künstlerischen Fahigkeiten gefördert.

Ich wurde von meinen Eltern kulturell recht umfassend erzogen, meine Mutter achtete darauf, mir von der Antike bis zur Gegenwart alles zu zeigen.

Malen war dabei immer schon meine Hauptbeschäftigung gewesen. Ich habe mich stilistisch auch schnell von den Impressionisten weiter in die Moderne und Postmoderne entwickelt: Dali, Magritte,William Kentridge und Philippe Parreno gehören zu meinen Lieblingskünstlern. Technisch gesehen habe ich auch vieles ausprobiert, von Herkömmlichem wie Aquarell und Acryl zu beinahe alchemistschen Experimenten mit Ei-Tempera.

Ausstellungen:

Meinen ersten großen Quilt habe ich 2016 in Birmingham ausgestellt und den ersten Preis für „On the Beach“ in meiner Altersgruppe gewonnen. Meine Arbeit dort hängen zu sehen, war für mich die Bestätigung weiter zu quilten.

J.Pennekamp Beach – 2 x 1m

Detail

Ich habe anschließend am Ammersbecker Quilt Festival teilgenommen.

Als nächstes Projekt entstand für meine indonesischen Großeltern ein Quilt über ihre Heimat.  Dank ihrer habe ich einen Eindruck von einem Land erhalten, dass bis heute für mich etwas von einem exotischen Märchen hat.

Bali 1 – 1 x 1,8m

Detail

Engel – Advent 2017 0,5 x 1 m

Wie ich zur Europäischen Quiltriennale kam:

In Birmingham wurde ich auf die Ausschreibung der Europäischen Quilttriennale 7 aufmerksam gemacht. Tatsächlich wurde mir von Gabi Mett der Flyer persönlich mitgegeben. Zu meiner großen Freude wurde ich angenommen und erhielt sogar den Nachwuchspreis, für den ich mich bedanken möchte.

 

Nightmare

Detail

Detail

Material und Technik:

Ich arbeite am liebsten mit Metall, Batik, selbstgefärbten Stoffen, Papier und Enfärbungsmittel. Technisch gesehen habe ich bisher Enfärbungsmethoden sowie Siebdruck und Malerei angewendet. Und ich lege Wert darauf, minimalistisch zu quilten.
Ich möchte aktuelle Themen in meine Kunst einfließen lassen, aber nur soweit ich diese mit einem persönlichen Bezug aus meinen eigenen Erfahrungen vertreten kann.

Wie definiere ich meine künstlerische Position?

Ich sehe mich als junge Künstlerin und beschränke mich nicht nur auf die Bezeichnung Quilterin, weil ich mich nicht entgültig für eine Richtung entscheiden werde. Neben bildender Kunst bin ich auch schriftstellerisch tätig.

Aktuelle Projekte:

Aktuelle Projekte wären ein Two-Persons Quilt mit meiner Mentorin, der durch literaturwissenschaftliche Ansätze inspiriert sein wird. Des weiteren möchte ich meine Erlebnisse des vergangenen Sommers mit Gleichaltrigen aus anderen Erdteilen verarbeiten.

Inspiration:

Unterwegs beim Reisen, bevorzugt auf dem Weg in andere Länder, kommen mir die besten Einfälle.

Ich habe diesen Sommer an einem internationalen Programm in New York teilgenommen, wo ich u.a. Kunststudenten aus Yale zu meinen Lehrern zählen durfte. Sie haben mich maßgeblich beeinflusst insofern, als dass sie mir, durch unglaublich rigorose Übungen, einen künstlerischen Ansatz gezeigt haben, der sowohl innovativ als auch effektiv ist.

Zum Quilt „Nightmare“:

Der Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen, machte mir bewusst, dass ich, als Teil der Generation, die stark vom Klimawandel betroffen sein wird, auf einen Albtraum zustrebe.
Am Anfang des Projekts stand aber der Stoff, mit seinen beim Färben entstandenen „Mustern“, die mich an die Stämme von Redwood Trees erinnerten. Redwood Trees, oder Mammutbäume, habe ich als kleines Kind im Sequoia Park bewundert. Sie stellen für mich etwas sehr Ursprüngliches dar. Diesen gewaltigen Lebewesen wollte ich die extremsten Zeichen unseres unnachhaltigen Wachstums gegenüberstellen: Wolkenkratzer, die nur zu Repräsentationszwecken gebaut werden.

Liebe Malou, herzlichen Dank für die interessanten und eindrücklichen Schilderungen. Ich denke, in Dir steckt so viel Potential, daß wir noch manches Überraschende sehen werden. Ich freue mich schon, hier darüber berichten zu können.
———————————————————————————————————————————————————

Und nun noch ein kleines Bonbon für Ihre eigene Ideenfindung.

Quilttriennale – en detail

Ich habe während der Ausstellungseröffnung der Quilttriennale viele Fotos von den ausgestellten Werken gemacht. Hin und wieder bin ich auch ins Detail gegangen. So mache ich es auch manchmal bei meinen eigenen Arbeiten, denn dadurch können neue Ideen entstehen, man beobachtet genauer, es kommt etwas in Gang, was man als kreativen Prozeß bezeichnen könnte. Ich hatte letztendlich von jeder Arbeit ein Detail im „Kasten“, wobei es mir eben nicht darauf ankam, ein charakteristisches Element zu finden. Bei manchen Fotos kann man trotzdem genau sehen, in welcher Arbeit der Auschnitt  zu finden ist, bei anderen weniger. Ich habe auch bewußt unscharfe Fotos mit dazugenommen, denn auch hier liegt ein Potential, das zum Beispiel über ein Fotobearbeitungsprogramm noch für die Ideenfindung genutzt werden kann. Aber schauen Sie einfach einmal…: und beobachten Sie, welches Foto Sie besonders inspiriert und zu einer eigenständigen Idee führt… nicht zu einer Kopie des abgebildeten Werkes…

              

             

             

              

             

             

              

             

             

               

             

              

             

             Â