Man glaubt es kaum! Vor 43 (!) Jahren habe ich mit meinem Studium begonnen. Und aus dieser Zeit ist etwas auf meinem Tisch gelandet, das mir noch in guter Erinnerung war. Ich hatte 1976 für meinen Bruder einen Kalender gestaltet und auf den Kalenderblättern war auch Textiles zu finden. Zwei dieser Blätter haben die Jahrzehnte überlebt und haben den Weg zu mir zurück gefunden. Schauen Sie selbst:

Diese kleine Webarbeit habe ich mit Sticktwist gearbeitet. Ein bis drei Fäden wurden als Schuß- oder Kettgarn verwendet. Ich wollte es so locker und luftig wie möglich gestalten. Interessant ist, daß ich heute wieder zu textilen Techniken wie diesem feinen Weben oder auch Häkeln, Stricken, Makramee, Nadelspitze und anderem mehr zurückfinde. Auch das Bemalen von Stoff rückt wieder näher sowie das Interesse am Linolschnitt. Ich habe das Gefühl, ich habe einen sehr weiten Kreis geschlagen und komme nun an dem Punkt wieder an, wo ich vor langer Zeit gestartet bin, nun allerdings mit den vielen Erfahrungen, die es mir möglich machen, wirklich aus dem Vollen zu schöpfen. So erlebe ich eine sehr große Leichtigkeit, was den Einsatz von Techniken angeht.

Interessant ist es auch zu beobachten, wie ich meine Stiche damals und heute nutze. Da ist wirklich schon meine Handschrift zu erkennen. Unregelmäßige Spannstiche, Knötchenstiche, der Einsatz von Perlen… Es ist schon erstaunlich und ich sehe immer noch tolle Möglichkeiten, mich auf diesem Weg künstlerisch auszudrücken. Ein weiteres Charakteristikum ist auch über die gesamten Jahrzehnte geblieben: das Arbeiten aus dem Material heraus, nur mit einer vagen Idee oder Vorstellung, die Spannung, die entsteht, wenn das Material einmalig und nicht wiederholbar ist und man sich voll in das Risiko begibt, dieses Material in jeder Hinsicht, gestalterisch, technisch vor allem aber inhaltlich gut zu nutzen. Ich lasse mich überraschen. Es bleibt hochinteressant!