Ich finde es immer wieder sehr spannend, Techniken aus den vergangenen Jahrhunderten kennenzulernen, die meine eigene kĂŒnstlerische Arbeit beflĂŒgeln, möglicherweise bereichern oder ausdrucksstĂ€rker machen. Ich schaue gerne bis zu den AnfĂ€ngen der Menschheit zurĂŒck oder mache mich mit Techniken oder Materialien alter oder bisher wenig bekannter Kulturen vertraut. Warum gehe ich so weit zurĂŒck und warum beschrĂ€nke ich mich immer mehr in der Auswahl meiner Materialien? Warum beschĂ€ftige ich mich seit drei Jahren mit den Erden meiner Heimatstadt, wo es doch so viele Möglichkeiten gibt, Farbpigmente zu kaufen. Warum beschrĂ€nke ich mich immer wieder?
Beide Bereiche, das Arbeiten mit alten, gebrauchten Stoffen und das FĂ€rben und Malen mit meinen Erdpigmenten hat etwas sehr Befriedigendes. Ich habe den Eindruck, dadurch zu meinen Wurzeln gefunden zu haben. Ich stelle mir seit dem Beginn meiner kĂŒnstlerischen Praxis die Frage nach dem Ursprung, nach meinem Ursprung. Ich habe den Eindruck, dass ich ihn durch die Arbeit der vergangenen Jahren tatsĂ€chlich gefunden habe.
Ich formuliere auch immer wieder Wunschziele:
- Versuche, so wenig wie möglich zu konsumieren, zu kaufen oder auf umweltschÀdliche Weise herzustellen
- Versuche so wenig Giftstoffe wie möglich in deiner Arbeit zu benutzen
- Schone die Ressourcen
- Achte auf deinen ökologischen FuĂabdruck
- Entdecke die Möglichkeiten in deiner Umgebung
- Arbeite mit ungefÀrbten Material
- Arbeite mit gebrauchten Material
- Arbeite mit Abfallmaterial
- Zeige Respekt vor alten Textilien und deren Herstellung
- Lerne von denjenigen, die mit wenig Mitteln ĂŒberzeugende Ergebnisse erzielen
- Studiere alte Techniken
Zu dem letzten Punkt kommt mir dann folgende Frage einer Leserin in den Sinn:
Wie kann man die alten Textiltechniken mit in neue moderne Textiltechnik einbinden. Ich befaĂe mich gerade mit der Rekonstruktion und Textilien von August dem Starken und Moritz von Sachsen und habe auch sonst schon einiges ĂŒber Textilien aus alter Zeit gelesen. Ich finde es total spannend, mit welchen Techniken und Ideen die Leute frĂŒher gearbeitet haben.
Ich denke, dass man alte Techniken nutzen kann. Die Frage, die sich mir stellt, ist die, wofĂŒr man sie nutzen will. Soll es fĂŒr alltĂ€gliche Textilien genutzt werden? Soll es eher der Kunst dienen? Soll es um Mode gehen? Wozu wurden sie in der Vergangenheit genutzt? Besondere und aufwĂ€ndige Techniken wurden doch in erster Linie im Bereich der Verehrung von Göttern und in der Ausstattung von besonders ausgezeichneten Personen in der Gruppe oder Gesellschaft genutzt. PrachtgewĂ€nder und Kulttextilien wĂ€ren da zu nennen. Diejenigen, die an der Herstellung dieser Textilien beteiligt waren, wurden oft von der Gemeinschaft finanziell unterstĂŒtzt oder auch mit den GrundbedĂŒrfnissen, wie Essen und Trinken versorgt, damit sie ihren Auftrag in Ruhe durchfĂŒhren konnten.
Man mĂŒsste sich mit Historikerinnen, Ingeneurinnen, Kulturwissenschaftlerinnen, Technikerinnen und anderen Interessierten zu einem Projekt zusammenschlieĂen, um die Vorteile dieser Techniken fĂŒr moderne textile Prozesse zu erörtern und zu erforschen. Die Frage ist aber immer das Ziel, das man verfolgt und das mĂŒsste klar definiert sein.