
Bei meinen Recherchen zu meinem Projekt „Die Sprache der Erde“ bin ich auf interessante Informationen gestoĂźen. So war mir bisher nicht geläufig, dass es einen Tag der Erde und daraus abgeleitet eine Woche der Erde gibt. Der Tag der Erde wird am 22.4.2022 begangen, die Woche der Erde läuft vom 16. – 22.4.2022. Schaut man sich im world wide web um, kann man ganz viele interessante Adressen, Aktivitäten und Projekte entdecken. Da passt mein eigenes natĂĽrlich auch wunderbar. Ich habe mir noch einmal klar gemacht, was mich an dieser Idee interessiert und wie ich mir meine Regeln gesetzt habe.

Am Anfang stand der Wunsch eine textile Fläche zu bemalen, die die Form eines Tippis hat. Das Tippi als Urform des Wohnens und Behütens hat mich und auch andere Menschen immer schon sehr fasziniert. Beschäftigt man sich damit intensiver, fallen einem natürlich auch die Symbole und Zeichen auf, die auf die Stoffbahnen aufgemalt werden. Und da die Sprache und auch die Zeichen der Sprache immer schon im Mittelpunkt meiner Arbeit stehen, wollte ich eine eigene entwickeln. Sie sollte nicht gestickt werden, sondern gemalt oder geschrieben.

Ich habe mir Gedanken gemacht, welche Farben oder Stifte ich für diese Bemalung nutzen möchte. Natürlich hätte ich Acrylfarben oder Stoffmalfarben nehmen können. Das wäre das einfachste gewesen. Dann hätte ich aber erst einmal wieder viel Material kaufen müssen. Das widerstrebt meinem Ansatz, den ich in vielen anderen Bereichen schon seit Jahrzehnten umsetze, nämlich Ressourcen nicht unendlich zu verbrauchen. Wie sind die Höhlenmalereien zustande gekommen? Auch sie haben doch phantastische Bilder erzielt mit ganz einfachen Mitteln. Ja, und dann kam ich auf die Idee, Erdpigmente in meiner direkten Umgebung zu sammeln und mit ihnen zu arbeiten. Das hat mich sofort begeistert.

Nun hätte ich natürlich so viel unterschiedliche wie möglich nach Hause bringen können. Ich habe aber in meiner langjährigen Kunstpraxis festgestellt, daß eine Einschränkung immer ein Gewinn ist. Also habe ich mich auf 30 Erden, gesammelt an 30 Tagen, eingeschränkt. Mit diesen und nur mit diesen wollte ich weiterarbeiten, so lange bis sie aufgebraucht sind. Und dann würde ich weitersehen.

In der Zwischenzeit wissen viele Menshcen von meinem Projekt. Interessant ist dann oft die Reaktion. Hast Du denn da genug unterschiedliche Farbtöne? Musst Du nicht woanders hin fahren, um ausgefallenere zu sammeln? Soll ich Dir Erde aus dem Urlaub mitbringen? Ja und ich bekam auch Erde zugeschickt zum Beispiel aus dem Senegal mit einem Foto vom Fundort. Vielen Dank noch einmal dafür. Diese Erden stehen aber erst einmal hinten an. Ich habe dann immer wieder versucht zu vermitteln, dass ich nur den Boden meiner Heimat, also meiner eigenen Wurzeln, benutzen möchte. Ich möchte keine Flüge, Fahrten, oder sonstige energieverschwendenden Maßnahmen ergreifen. Ich möchte das Alltägliche zu meinem Prinzip erheben, die Schönheit des Zufälligen, aber auch das, was dem Maß des Menschen entspricht. So musste ich alle Fundorte selbst zu Fuß erreichen können.

Diese Erden wurden für mich immer kostbarer, denn ich habe sie ja nicht nur gesammelt, sondern auch gereinigt, gesiebt und abgefüllt. Ich habe gestaunt über die feinen Nuancierungen. Ich habe mich gewundert, wie schwer es mir fällt, einfache Erde anzufassen. Ich meine damit keine Blumenerde, sondern wirklich Erde vom Feld oder auch vom Straßenrand. Sie hat eine neue Wertigkeit erlangt. Ich habe nach Farbbezeichnungen gesucht und viel darüber in Erfahrung gebracht. Und bei der Arbeit mit diesen Pigmenten gehe ich sehr sparsam um, denn ich möchte so viel wie möglich an Ideen damit ausführen. Das bedeutet aber auch Verantwortung im ganz Kleinen zu übernehmen für mein Handeln.

Ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die sich mit Pigmenten aus der Natur beschäftigen. Man kann sich mit ihnen austauschen, ihre Ideen verfolgen, ihre oft wissenschaftliche Arbeit bestaunen. Man wird auch SammlerInnen finden die Pigmente austauschen würden. Und doch steht diese Möglichkeit noch nicht auf meinem Programm. Was ist mit meinen eingeschränkten Mittel möglich? Kann ich mit ihnen wirklich ausdrucksstarke Werke schaffen? Kann ich mich auf diese Farbtöne einlassen? Wünsche ich mir nicht noch andere dazu? Wie kann ich mit der Beschränkung umgehen? Entwickelt sich da der Wunsch nach mehr und anderem?

Bisher ist der Wunsch noch nicht da. Im Gegenteil, diese Einschränkung setzt meine Linie der Reduktion fort. Nach den Rot – WeiĂź – Schwarzen Arbeiten folgen nun die Erdtöne.
Ich habe mir vorgenommen bei der Einfachheit zu bleiben und die Ausarbeitung meiner Ideen nur von Hand vorzunehmen. Und auch der Stoff, den ich verwende, soll so natürlich wie möglich ausgewählt werden. Mit Sojamilch habe ich ausserdem noch ein Bindemittel gefunden, das ich selbst herstellen kann. Es ist gut abbaubar und ungiftig. Wasser brauche ich bei der gesamten Herstellung sehr wenig. Noch besser wäre ein Bindemittel, das ich hier vor Ort finden könnte.
Soweit mein Beitrag zur Woche der Erde. FĂĽr mich immer noch faszinierend und inspirierend.
