Sehr geehrte Damen und Herren,
aus Altersgründen wird die Kaiserswerther Paramentenwerkstatt zum Jahresende 2023
geschlossen. Damit geht eine gut 95jährige Tradition in der Fertigung von Textilien hauptsächlich für den
Gottesdienstlichen Raum zu Ende.
Vom März 1928 bis März 2009 war diese Werkstatt ein Arbeitsbereich der Kaiserswerther
Diakonie, ab April 2009 wurde diese von Kerstin Fröse und Valeska Stengert freiberuflich
geführt.
Dieses kleine Atelier kann durch eine:n Freiberufler:in /Künstler:in zu sehr günstigen
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weitergeführt werden.
Unsere Homepage www.kaiserswerther-paramente.de bietet einen kleinen Einblick in die
bisherige Arbeitsweise, an deren Fortführung ein:e Nachfolger:in selbstverständlich nicht
gebunden ist.
Gerne geben wir Interessent:innen ausführlich Auskunft.
Schreiben Sie eine Mail an info@kaiserswerther-paramente.de, gerne mit einer Telefonnummer
für einen Rückruf.
Kerstin Fröse und Valeska Stengert
Es wäre doch toll, wenn sich eine Nachfolgerin finden würde. Vielleicht kennen Sie ja eine Künstlerin oder einen Künstler, die oder der daran Interesse hat.
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Und hier noch eine Einladung zur aktuellen ETN-Konferenz, an der ich leider nicht teilnehmen kann. Aber man kann nicht auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig sein, denn an diesem Wochenende trifft sich die QuiltArt Gruppe zu einem langen Wochenende in Köln.
ETN KONFERENZ in LODZ
Das European Textile Network (ETN) ist eine Non-Profit-Organisation, die Kulturschaffende (Künstler, Designer, Kunsthandwerker, Autoren etc.), Träger des kulturellen Erbes und der Bildung (Museen, Archive, Bibliotheken, Universitäten etc.), Dozenten, Forscher und Textilinteressierte zusammenbringt, um den Informations- und Erfahrungsaustausch zu fördern, Kooperationen und Projekte anzuregen und Treffen zu organisieren. Die Textilkonferenzen finden in regelmäßigen Abständen an ständig wechselnden und interessanten Orten statt – nach einer coronabedingten Pause steht die nächste Konferenz vor der Tür:
Die 20. ETN-Konferenz findet vom 02. bis 04. März 2023 in Łódź, Polen, statt und steht unter dem Motto „CODES – stories in textiles“. Ein breites Spektrum an Vorträgen wird unzählige Geschichten beleuchten, die in Textilien verborgen sind und den Charakter verschiedener Kulturen widerspiegeln. Erwartet werden Beiträge aus dem Bereich der modernen Textilkunst, des Textilhandwerks sowie Vorträge, die historische oder ethnografische Aspekte beleuchten. Das Logo der Konferenz zeigt die sogenannten Khipus – geknüpfte Schnüre aus der Inka-Kultur in Südamerika. Diese Khipus wurden in der Zeit vor dem spanischen Einfluss verwendet, um verschiedene Informationen mittels Knoten zu archivieren. Während der Konferenz werden wir einen spannenden Vortrag des Forschers Manuel Medrano zu diesem Thema hören.
Codes: Textilien als Träger von individuellen und kollektiven Geschichten
Textilien sind mehr als ein Stück Stoff, das aus Fasern besteht. Textilien enthalten Codes auf vielen verschiedenen Ebenen, versteckte Botschaften, die entschlüsselt werden wollen und uns in verschiedene Welten führen können.
Es gibt Textilien, die offensichtlich eine Geschichte erzählen, da sie das textile Medium nutzen, um Erzählungen festzuhalten, z. B. in Form von gestickten oder gewebten Bildern.
Der Wandteppich von Bayeux ist ein wunderbares Beispiel dafür. Diese Stickerei vom Ende des 11. Jahrhunderts erzählt auf einem 68 Meter langen Fries die Geschichte der Thronbesteigung eines mittelalterlichen Herrschers, fast wie eine moderne Graphic Novel. Das Stück ist nicht nur seit langem Gegenstand der Forschung von Wissenschaftlern und Historikern, sondern auch Inspirationsquelle für verschiedene künstlerische Neuinterpretationen.
Agnes Richters Jacke, die sie über und über mit Schriftzeichen bestickte und die Ende des 19. Jahrhunderts in der Leipziger Nervenheilanstalt angefertigt wurde, demonstriert eindrucksvoll das Potenzial von Textilien, Botschaften zu transportieren und individuellen Ausdruck zu zeigen. Betrachtet man Textilien genauer, kann man auch viele Hinweise auf ihre Verwendung, Reparatur, Abnutzung, auf die Geschichte ihrer Materialien und Handelswege finden.

Neben diesen individuellen Geschichten können Textilien auch kollektive Codes enthalten und als gemeinsame Sprache eines Stammes, einer sozialen Klasse oder einer bestimmten Zeit gelesen werden, die sich in bestimmten Materialien, Farben oder Formen ausdrückt.
Die besonderen Symbole in kirgisischen Filzteppichen, die Farben und Formen der türkischen Oya-Spitze oder die Bedeutung von Rautenmustern in marokkanischen Berberteppichen – sie alle enthalten Codes, die von Zugehörigkeit, Naturphänomenen, Wünschen und Träumen erzählen und heute immer seltener entschlüsselt werden können. Sich mit ihnen zu beschäftigen bedeutet, sich einer Kultur zu nähern und nach Wegen des Verständnisses zu suchen.
Assoziationen, Erinnerungen und soziale Konnotationen, die wir mit verschiedenen Materialien und textilen Objekten verbinden, sind auch wichtige Quellen für die Suche nach neuen künstlerischen Ausdrucksformen im Bereich der zeitgenössischen Textilkunst und des Designs.
Die Arbeiten der Künstlerin Chunghie Lee, die die koreanische Patchwork-Technik der Boijagi modern interpretiert, oder die Stoffe der venezolanischen Künstler María Dávila & Eduardo Portillo wären ohne diese kulturellen Bezüge nicht vollständig zu lesen. Andere Künstler und Designer wie Ewa Latkowska-Żychska, Antoni Starczewski oder Aleksandra Gaca haben in ihrem Werk eine völlig eigenständige, unverwechselbare Handschrift entwickelt, die auch als eine Art Sprache interpretiert werden kann. Diese und viele andere spannende Themen werden Teil der Konferenzvorträge sein. Informationen zu allen Referenten und Themen finden Sie unter etn-net.org/lectures-speakers.html

Łódź – die Stadt, die die Textilien gebaut haben
Der Konferenzort Łódź ist eine traditionelle Textilstadt in Polen, die vielen Textilinteressierten bekannt ist. Wohin man in Łódź auch schaut, sieht man die Backsteingebäude und großen Schornsteine einer ehemaligen Textilfabrik. Einige sind verfallen und wurden vorläufig der Natur überlassen. Andere hingegen wurden von Investoren renoviert und umgebaut und erstrahlen nun in neuem Glanz. Ein altes Fabrikgebäude beherbergt ein großes Textilmuseum, das „Central Museum of Textiles in Łódź“, in dem auch die bekannte Internationale Triennale der Tapisserie stattfindet.
Die seit fast 50 Jahren stattfindende Ausstellung ist eine der weltweit wichtigsten Veranstaltungen ihrer Art und zieht Künstler und Liebhaber der Tapisserie aus allen Kontinenten an. Sie ist auch ein Überblick über die wichtigsten Trends und Errungenschaften der zeitgenössischen Textilkunst. Die Veranstaltung findet zyklisch alle 3 Jahre statt. Dieses Jahr findet sie zum 17. Mal statt. Die von Marta Kowalewska kuratierte Triennale 2022/23 zeigt 56 Werke, die von einer internationalen Jury aus fast 500 Einreichungen aus der ganzen Welt ausgewählt wurden. Die offene Formel des Wettbewerbs mit dem Hauptthema „Entangled State“ ließ den Künstlern ein weites Feld für Interpretationen und ihre eigenen Erkundungen im Medium Stoff. Die für die Ausstellung ausgewählten Werke sind sehr vielfältig, sowohl was die Form als auch was die Bedeutung betrifft. Sie umfassen sowohl Werke, die sich auf klassische, traditionelle Tapisserie- oder Sticktechniken beziehen, als auch Installationen, die kühne Experimente mit Stoffen zeigen. Trotz dieser Unterschiede haben alle Werke ein gemeinsames Element: Die von den Künstlern behandelten Themen kreisen um zeitgenössische Probleme, die uns alle betreffen, unabhängig von unserer Herkunft, unserem Geschlecht oder unserer sozialen Stellung. In dieser Hinsicht war die Triennale schon immer ein Forum für den Austausch von Ideen und Erfahrungen, nicht nur in Bezug auf die künstlerische Praxis, sondern auch auf die Wahrnehmung der Realität.
Der erste Tag der Konferenz wird im Museum verbracht, mit Führungen durch die Triennale, aber auch durch die Bereiche der Dauerausstellung des Zentralen Textilmuseums. Darüber hinaus führen Vorträge alle Teilnehmer in die Geschichte und die spannende Gegenwart dieser einzigartigen Textilstadt. Die nächsten beiden Konferenztage werden in der berühmten Strzemiński Kunstakademie Łódź verbracht, die ebenfalls Partner der Veranstaltung ist. Verschiedene Referenten werden im Auditorium ihre Herangehensweise an das Thema „Codes – Geschichten in Textilien“ aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln präsentieren. Die beiden Konferenztage in der Akademie werden als Hybrid-Veranstaltung durchgeführt. Das bedeutet, dass eine Teilnahme vor Ort möglich ist, Teilnehmer und Referenten aber auch online über Zoom teilnehmen können.

Nach den 3 Konferenztagen öffnet die Kunstakademie ihre wunderbaren Ateliers und stellt sie für Workshops nach der Konferenz zur Verfügung. Auch in der Stadt gibt es noch viel zu entdecken. Sehenswert sind der städtische Komplex Księży Młyn, das Muzeum Sztuki („ms1“ mit seinen historischen und kulturellen Sammlungen und „ms2“ mit Kunst von Weltrang des 20. und 21. Jahrhunderts) und der nahe gelegene Manufakturkomplex – ein Beispiel für die lokale industrielle Erneuerung. Der 5 km lange, in Nord-Süd-Richtung verlaufende Boulevard der Piotrkowska-Straße, der einen Großteil der beliebten Atmosphäre von Łódź ausmacht, ist vielleicht das Herz dieser faszinierenden Stadt. Die ETN-Konferenz ist die perfekte Gelegenheit, diesen einzigartigen Ort zu entdecken!
Weitere Informationen über die ETN-Konferenz, 2. bis 4. März 2023, vor Ort und online: etn-net.org/etn-conference-2023.html
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Die Bilder zeigen Studien zu meinen Stickwörtern der Woche im Februar und März 2018. Sie sind nicht auf der Veranstaltung zu sehen.